Sushi ohne Schnickschnack

Hand aufs Herz – mit Sushi tue ich mich schwer. Nicht, weil ich das Essen nicht mag, sondern weil die Nachfrage nach dem geht-eigentlich-immer-Gericht so groß geworden ist, dass sich die vielen Restaurants kaum noch voneinander unterscheiden. Mir fallen beim Auswärtsessen deshalb eigentlich nur noch die Sushi-Todsünden auf, anstatt dass ich mich wirklich über das Essen freue. Ich denke dabei an All-you-can-eat Buffets (in Kombination mit rohem Fisch  kein wirklich appetitlicher Gedanke), I-Pads statt Speisekarten (Ja, fühl dich ruhig angesprochen, Restaurant Nagoya am Hohenzollernring!), verwestlichte Absurditäten wie frittierte Nigiri mit Mayo und Wasabi-Rettich-Graus aus der Tüte.

Aber es soll sie ja geben, die Ausnahmen, für die man trotzdem weder sein Monatsgehalt hinblättern noch nach Japan fliegen muss: Das Nara in der Friesenstraße in Köln kann man ruhigen Gewissens als eine solche bezeichnen. In dieser Straße gibt es allein 5 Sushi-Restaurants, aber ich habe mir das Nara ausgesucht, weil es nicht nur tatsächlich von Japanern geführt wird, sondern auch irre winzig und gemütlich aussieht, um nicht zu sagen authentisch. Nicht mehr als 12 Gäste passen in den Laden, das könnte – muss aber nicht – ein Zeichen von Qualität sein. In jedem Fall lohnt es sich früh oder sehr spät zu kommen, um noch spontan einen Platz zu ergattern.

Empfehlung der Küche: Die Sushiauswahl für 2 Personen, inklusive Tofu-Suppe und Tee nach Wahl

Urteil: Sehr ansprechende Präsentation, nichts Außergewöhnliches, dafür wirklich lecker; besonders hervorzuheben sind die Aal-Nigiri und der selbstgemachte Algensalat. Auch die Teeauswahl ist erwähnenswert.

Insgesamt überzeugt hier einfach das Paket an einfachem, gutgemachtem Sushi, ruhiger, heimeliger Atmosphäre, zurückhaltendem Service und dem Gefühl, dass man kurz einen Ausflug nach Japan gemacht hat. Was wünscht man sich an einem Sonntagabend mehr?